IV. Kompanie des IBSV e.V.
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Die Geschichte der Vierten Kompanie

Im Jahre 1827 führte der damalige Bürgermeister der Stadt Iserlohn Wilhelm Post die Infanteristen der „ersten priviligierten Bürgerschützen-Compagnie von 1705“ und der „zweiten Schützencompagnie und Bürgergesellschaft“, die Kavalleristen des 1755 gegründeten und 1792 mit besonderer Erlaubnis des preußischen Königs ausgestatteten Cavallerie-Corps und die Jäger des 1827 neu gegründeten Jägercorps zu einem Bataillon zusammen. Er wurde 1827 von den Vorständen zum Oberst gewählt. Dann gliederte er das Bataillon in vier Kompanien.

Mit der Gründung des neuen Infanteriebataillons unter Wilhelm Post entstand die 4. Kompanie des Iserlohner-Bürger-Schützen-Vereins.

Die 1. Kompanie galt – wahrscheinlich ihrer geschlossenen Uniformiertheit halber – als Garde des IBSV. In ihr fanden sich viele stadtbekannte Persönlichkeiten zusammen. Die 2. Kompanie nannte man oft die „Sängerkompanie“, wohl deshalb, weil Frohsinn und Gesang hier von Anbeginn an besonders gepflegt wur­den. Die 3. Kompanie war die „Handwerkerkompanie“. Wohlbestallte Handwerksmeister und ihre Gesellen waren hier, wie im Zunftleben von einst, gern beieinander.
Die 4. Kompanie war die „Arbeiterkompanie“. 


                  Paul Hagemann

Sie hieß aber nicht deshalb so, weil hier etwa nur der oft geschmähte sogenannte „Vierte Stand“, die im Wahlrecht benachteiligten Lohn- und Heimarbeiter zu Hause waren, sondern weil hier ganze Firmenbelegschaften vom Chef bis zum letzten Lehrling einge­schrieben waren. Meistens waren die Firmenchefs selbst Offiziere in dieser Kompanie. Für sie galt es als Ehrensache, möglichst viele Schützen „mitzubringen“. So wurde der „uralte“ Johannes Stamm 1828 Leutnant der Vierten, der wie seine Kinder, Enkel und sein Ur-enkel Wilhelm Stamm, der wie sein Stammvater der Drahtzieherzunft angehörte und Miteigentümer eines der ältesten und zugleich angesehensten Metalldraht­werke in der Grüne war. Diese Familie stellte auch Majestäten, Kammerherren und Hofdamen über viele Jahrzehnte hinweg.

Ferdinand Möllmann, als erfolgreicher Fabrikherr, war einige Jahre Chef der 4. Kompanie bevor er 1881 zum Oberst gewählt wurde.

Die 4. Kompanie galt schon zu Möllmanns Zeiten als die „volkreichste“. Sie                                      
vereinigte unter ihrer Fahne mit blauem Grund die meisten Drahtzieher, Bergleute und Nadler.

In den traurigen Tagen der Iserlohner Revolution 1849 hatten die Bürgerschützen eine besonders wichtige Aufgabe zu erfüllen. Nach dem Sturm auf das Zeug­haus waren es vor allem die treuen Bürgerschützen der „Arbeiterkompanie“ des IBSV, die den beliebten und erfolgreichen Kavallerieoffizier und Fabrikanten Alexander Löbbecke an die Spitze der Bürgerwehr beriefen. Löbbecke gelang es innerhalb weniger Tage, mit seiner Bürgerwehr nach den blutigen Straßen­kämpfen in der Himmelfahrtsnacht wieder Ruhe und Ordnung in die Stadt einkehren zu lassen.


                 Paul Eichelberg   

Nach dem 1. Weltkrieg wurde die 4. Kompanie unter den Hauptleuten H. Schweer (seit 1921) und W. Menrath (seit 1928) trotz Inflation und einer Zeit­spanne wirtschaftlicher Nöte ein Hort der kameradschaftlichen Verbundenheit. Die monatlichen Zusam­menkünfte im Stammlokal Hegel-Emden an der Hagener Straße wurden in der Zeit der Arbeitslosigkeit zu einer Vermittlungsstelle für die Arbeitsbeschaffung arbeitsloser Kompaniekameraden, wo die Kompanieführer Oberleutnant Blasius (1929/30) und Hauptmann J. Filthaut (1930/34) sich alle Mühe gaben, ihren un­verschuldet arbeitslos gewordenen Kameraden in den schwersten Zeiten unseres Volkes Arbeit und Brot zu verschaffen.

Nach dem 2. Weltkrieg galt die 4. Kompanie des IBSV als die erfolgreiche „Schießkompanie“. Den Grund zum schießsportlichen Ruhm der Kompanie hat ihr Hauptmann Paul Hagemann (1940-51) begründet. Er war eine hervorragende und weit in die Zukunft schauende Persönlichkeit. Schon früh erkannte er die Bedeutung des jugendlichen Nachwuchses für den IBSV und regte an, eine Jugendabteilung des IBSV zu gründen, die in der Folgezeit von der 4. Kompanie betreut wurde.
                                                                                                                                                        
Mit jedem ihrer Kompaniechefs, Paul Eichelberg (1952-1958),Fritz Weber (1958-1962),
Willi Krewett (1963-1968) Alfred Beuke (1968-1981) und Bernd Krewett (seit 1981) hat die Vierte nach dem 2. Welt­krieg einen weiteren Schritt nach vorne tun können. Neben der  Einrichtung von Schützenstammtischen stellte die Vierte die Fürsorge für jene Mitmenschen in den Vordergrund, die, weil auf der Schattenseite des Lebens verbannt, für jede Hilfe dankbar sind. Es wurde ein Sozialfond gegründet. Insassen von Alters­heimen und Heimkinder der Waisenhäuser und Pflegestätten wurden in vorbildlicher Weise betreut.


            Willi Krewett

Die Unterschiede zwischen dem Unteroffizierscorps und dem Offizierscorps verwischten sich mehr und mehr. Die Kompanie wurde zum „Schmelztiegel“ der auch aus ausgesprochenen Individualisten bald hilfsbereite Kameraden machte. Vorträge allgemeinbilden­der Art in der „kleinen Volkshochschule“ würzten die Kompanieabende.

Im Jahre 1975 trat der Stammzug der 1. Kompanie wegen Differenzen mit der Kompanieführung zur Vierten über, die dadurch viele neue Impulse erhielt.


                           Alfred Beuke

Vor einigen Jahren lebte durch die Aktivität der 4. Kompanie auch der Brauch der Nadelarbeiter wieder auf, zum Ende der Karnevalszeit einen „Strohkerl“ durch die Stadt zu führen und ihn, das Sinnbild des Lotterlebens, das nun ein Ende haben sollte, am Aschermittwoch feierlich zu verbrennen.

In neuester Zeit gilt die 4. Kompanie als Reisekompanie. Seit 1975 werden jedes Jahr Kompanieausflüge durchgeführt, die bereits in viele europäische Hauptstädte geführt haben. Höhepunkte waren die Fahrten zur Steuben-Parade nach New York (1982), nach Moskau und Leningrad mit über 150 Teilnehmern (1989) und nach Peking (1994). Aber natürlich stehen auch viele historische deutsche Städte auf dem Programm.


Bernd Krewett

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