Was ist eigentlich ein "Manövermeister"?
Als sich im Juni 2004 die Mitglieder und Freunde der 4. Kompanie wie in jedem Jahr vierzehn Tage vor dem
Schützenfest im Schießstand trafen, um den neuen Manövermeister zu ermitteln, nahmen sie an einer
Veranstaltung teil, die seit nunmehr 50 Jahren ein fester und wichtiger Bestandteil des Kompanielebens ist.
Da die Unteroffiziere der 4. Kompanie wegen der großen Teilnehmerzahl nicht am Herrenausflug des IBSV teilnehmen konnten, während die Offiziere mitfuhren, versammelten sich am Mittwoch, 21.06.1954 insgesamt 28 Unteroffiziere am Schillerplatz und fuhr nach Lohsiepen. Dass der Bus sich unterwegs auf einem Kuhkamp festfuhr und von den Schützen gemeinsam wieder flott gemacht wurde, nahm man als gutes Omen für das Gelingen der Veranstaltung.
In Lohsiepen war alles bestens vorbereitet. So hatte man, um sich die Zeit zu vertreiben, ein Luftgewehr zur Hand und es kam was kommen musste – ein König wurde ausgeschossen. Gleich mit dem zweiten Schuss war die Überraschung perfekt, denn Willi Egger gelang es, den Vogel abzuschießen. Einen König hatte man – es fehlte also nur noch eine Königin. Da keine Damen mitgefahren waren, gab es nun ein Problem. Aber auch das wurde schnell gelöst: Willi Egger erkor sich den Kameraden Paul Geitz zur „Königin“. Man kann sich die Stimmung vorstellen, als „die“ dann auch noch in einem Festkleid, dass irgendwo eilig besorgt worden war, auftrat.
Bei dem tollen Erfolg dieser Veranstaltung war es klar, dass man im nächsten Jahr wieder fuhr. Damit auch die Offiziere teilnehmen konnten fand das Fest aber schon am Dienstag statt. Die Offiziere wurden „degradiert“, damit man eine Gemeinschaft gleichwertiger Kameraden war. Am Abend kamen die Damen nach und so konnte sich Ludwig Stolzenbach als bester Schütze Emmeline Egger zur Mitregentin wählen.
Geschmückt wurde der „König“ mit der alten Königskette des Schießklubs Thebille bevor 1961 eine neue Kette gestiftet wurde, die noch heute getragen wird.
In jedem Jahr zog die Kompanie nun ins Manöver – immer an einen vom Festausschuss ausgesuchten Ort, der streng geheimgehalten wurde. Am Abend kamen die Damen hinzu und nachdem sie von den in Formation angetretenen Herren mit einer Rose begrüßt worden waren, feierte man gemeinsam einen Festball.
In den 90er-Jahren wandelte sich die Veranstaltung. Die ganze Schützenfamilie trifft sich nun gemeinsam am Nachmittag bei Kaffee und Kuchen um das Manövermeisterschießen durchzuführen. Auch die Damen schießen mit und sind dabei sehr erfolgreich und 1998 gelang es erstmals einer Dame, selbst den Vogel abzuschießen.
Im Rahmenprogramm finden verschiedene Pokalschießen, Knobelturniere und Torwandschießen statt. Nach einem gemeinsamen Abendessen folgt dann die bis heute beibehaltene feierliche Proklamation, bei der die neuen Regenten den Kompaniemitgliedern und Gästen vorgestellt werden und von ihren Vorgängern die Zeichen ihrer Würde – die Kette für den Manövermeister sowie das Diadem für die Manövermeisterin – überreicht bekommen. Diesmal waren es Klaus Opterbeck und Annegret Mix, die in ihr neues Amt eingeführt wurden und nun für ein Jahr die Kompanie bei den verschiedensten Veranstaltungen repräsentieren.
Als erste Amtshandlung konnten sie die erfolgreichen Insignienschützen mit Medaillen auszeichnen und die ausgeschossenen Pokale an die siegreichen Schützen überreichen.
Zu den weiteren Aufgaben des Manövermeisterpaares gehört es, die Kompanie bei Schützenfesten und Königsbällen befreundeter Vereine zu vertreten, den Kompaniemitgliedern Geburtstagsglückwünsche zu übermitteln, einen Seniorennachmittag zu veranstalten, die Karnevalsfeier, die in den letzten Jahren immer beliebter geworden ist, zu organisieren usw.
Ein weiterer Brauch hat sich ebenfalls bis heute erhalten – in jedem Jahr verschwindet auf unerklärliche Weise der Kranz aus Eichenlaub, der dem siegreichen Schützen nach dem „Königsschuss“ umgehängt wird. Um diesen auszulösen und zurückzuerhalten findet am Sonntagmorgen auf Einladung des Manövermeisterpaares ein Frühschoppen statt, bei dem die Kompaniemitglieder dann noch einige gemütliche Stunden miteinander verbringen.
Klaus Opterbeck, Manövermeister 2004